Als H. G. Wells „Die Zeitmaschine“ 1895 erschien, war der Roman der erste überhaupt, der sich mit zeitreisen beschäftige. Für Phantasten des 19. Jahrhunderts wurde der Roman schnell eine Art literarische Offenbarung – nicht wenige Leser erhoffen und erwarteten eine Fortsetzung, die aber nie kam.
Vielleicht wurde Egon Friedell, der eigentlich Egon Friedländer hieß und 1878 in Wien geboren wurde, das Warten einfach zu lange. Er setzte sich hin und schrieb eine eigene Fortsetzung von Wells‘ Roman: „Die Rückkehr der Zeitmaschine“. Mit für die Zeit erstaunlichen Fähigkeiten auch schwarzen, bissigen Humor in Nebensätzen unterzurbingen gelingt Friedell eine auch heute noch sprachlich gut verständliche Version einer Fortführung der „Zeitmaschine“. Ob die Novelle 1908 erschienen ist, kann nur vermutet werden – eine verbrieftes Datum konnte ich nicht herausfinden und stütze mich auf die Zeitangaben, die der Autor selbst macht. Das Buch beginnt mit Briefen an H. G. Wells, die auf 1908 datiert sind.
Egon Friedell erlebte die Veröffentlichung seiner Wells Homage nicht mehr. Er nahm sich 1938, einen Tag vor dem Anschluss Österreichs an das Deutsch Reich das Leben um der Verhaftung durch die Nazis zu entgehen. Die Legende sagt, dass er aus dem dritten Stock seines Wohnungszimmers die Passanten laut rufend bat zur Seite zu treten bevor er sich aus dem Fenster stürzte. Wie so viele Autorinnen und Autoren wurde er erst Jahrzehnte nach dem Ende der Grausamkeiten des Dritten Reichs wiederentdeckt.
Das Cover wurde mit KI Elementen erstellt.